Warst du schon einmal im Outback? So mittendrin? Hast die heiße Luft gespürt, den trockenen Staub eingeatmet und dich wie im Backofen gefühlt. Nein? Dann lass dich mit auf unser Erlebnis mitten in der Wüste Australiens nehmen. Die Wüste ist nicht so leer und öde, wie sie scheint. Überall gibt es Leben und die verschiedensten Landschaften, an einem Ort, der geheimnisvoller und magischer nicht sein kann. Lass dich uns mitnehmen nach Katherine, einem kleinen Ort in den Weiten des Outbacks. Wir befinden uns mitten auf unserer Reise, auf unserer Reise mit unserem Campervan durch den roten Sand Australiens.
- Der Katherine River – Wasser in den endlosen Weiten der Wüste
Die Natur von Katherine hat uns verzaubert
Die Gegend um Katherine hat es uns angetan, uns verzaubert und uns tief im Herzen berührt. Katherine ist keine besondere Stadt, sie liegt verschlafen irgendwo fernab jeder weiteren Zivilisation, es gibt einen großen Supermarkt und nicht viel drum herum. Aber es gibt auch eine Besonderheit – Katherine Gorge. Katherine Gorge, oder der Nitmiluk Nationalpark, wie er heutzutage genannt wird, liegt bei Katherine. Der Haupteingang des Parks befindet sich 30 Kilometer nordöstlich der Stadt und ist über eine asphaltierte Straße zu erreichen.
Durch den Katherine River hat sich über Jahrtausende eine tiefe Schlucht im uralten Sandstein gebildet, die Katherine Gorge. Gorge bedeutet im Grunde Schlucht. Der Sandstein ist zerfurcht und ein besonderes Merkmal sind die riesigen Risse in den Wänden der Schlucht, die von Wald bewachsen sind. Der Fluss mäandert durch breite Täler und bietet eine vielfältige und spektakuläre Landschaft. Das Gebiet gehört zum Arnhem Land Plateau.
- Der Katherine River zieht sich durch eine Jahrtausende alte Schlucht im uralten Gestein
Am Morgen kommen wir im Nitmiluk Nationalpark an
Wir rollen mit dem Camper die staubige Straße entlang und fahren auf den Parkplatz. Es ist heiß und die Sonne brennt vom Himmel. Wir steigen aus und sind geblendet von der Helligkeit und erschlagen von der sengenden Hitze. Und das am frühen Morgen. Wo müssen wir hin? Wir wissen nur so viel, hier ist der Nationalpark. In ihm soll es mehrere Schluchten geben, durch die der Katherine River fließt und auf denen Besucher Kajak fahren können.
Sonst wissen wir nicht viel und unser Wissen haben wir aus einem Reiseführer*. Man kann hier übernachten in kleinen Chalets und es gib einen Caravan Park und eine Lodge. Daneben findet sich ein Informationsgebäude für Besucher, das Nitmiluk Visitor Center. Hier bekommen wir eine Karte mit den Wanderwegen des Parks und können die Kajaks für den Tag ausleihen.
Im Nitmiluk Visitor Center erhalten wir Informationen zu den Schluchten
Die Mitarbeiterin erklärt uns freundlich, was es mit den verschiedenen Gorges im Park, auf sich hat. Die Katherine Gorge besteht nämlich aus mehreren Abschnitten, die sich hintereinander befinden und durchnummeriert sind. Jeder Abschnitt wird mit Gorge bezeichnet und so reicht die Benamung von Gorge 1 bis zum letzten Gorge 13.
Die Mitarbeiterin sagt uns, wie weit wir mit den Kajaks fahren können, worauf wir achten müssen und fragt, ob wir lieber ein Kajak für zwei Personen oder zwei Kajaks für eine Person hätten. Natürlich eins für zwei! Ich alleine paddeln den ganzen Tag? Nie im Leben! Und so nehmen wir ein Zweierkajak – eine Entscheidung, die wir schnell bereuen.
Im Katherine Gorge leben Krokodile
Aber vorher erfahren wir noch, dass es im Wasser der Felsschluchten Krokodile gibt. Na, das kann ja heiter werden. Allerdings handelt es sich bei den Krokodilen um Süßwasserkrokodile, in Australien auch als Freshies bekannt. Diese sind für den Menschen in der Regel harmlos und brüten in den Flussbänken. In der Wet Season, der Regenzeit, verirren sich aber auch gelegentlich Salzwasserkrokodile hierher, die Salties. Diese sind für den Menschen sehr wohl gefährlich und das Schwimmen ist in der Wet Sesaon daher verboten.
Trotzdem werden extra Fallen im Wasser aufgestellt. Und für den unwahrscheinlichen Fall der Fälle würde das ganze Wasser für Besucher abgeriegelt, um niemanden zu gefährden. So ganz vertrauenserweckend scheint mir das Ganze aber nicht. Schließlich trennt uns nur eine Handbreit aus den Kajaks vom Wasser, in dem diese gefährlichen Tiere leben könnten. Aber hey, wir wollen ja ein bisschen Abenteuer und ein gewisser Grad an Nervenkitzel gehört dann wohl dazu.
Wir paddeln mit dem Kajak los
Also steigen wir ins Kajak und paddeln los über den Katherine River und durch die Katherine Gorge. Das weite Wasser tut sich vor uns auf, umgeben von den hohen Sandsteinfelsen der Schlucht. Dass es so etwas mitten in der Wüste gibt. Mir ist es ein Rätsel, habe ich früher die Wüste immer als einen sandigen Ort betrachtet, der flach immer geradeaus führt oder aber an Sahara-ähnliche Verhältnisse gedacht, mit Dünen und viel hellem Pudersand. Aber die Wüste hat noch viel mehr zu bieten – Buschlandschaften, hohe Berge, Schluchten und Wasser. Ja, man mag es kaum glauben, aber Wasser wie dieses hier.
Vorsichtig halte ich meine Hand hinein und es ist erstaunlich kühl. Ein krasser Kontrast zu der Wärme um uns herum. Wir paddeln also vom Ufer weg. Jedenfalls versuchen wir es. Denn schnell merken Steffen und ich, dass wir alles sind, aber kein Team beim Paddeln. Irgendwie haben wir den Bogen nicht raus, der eine paddelt links, der andere paddelt rechts. Wir fahren eine Kurve, wollen aber geradeaus. Wir wollen gegenlenken, landen aber in der anderen Richtung. Oh je, der Tag kann ja lustig werden … Hätten wir mal doch die Einzelkajaks genommen!
- Wunderschön erstreckt sich die Landschaft des Katherine Rivers vor uns
Wir entdecken Tiere und eine atemberaubende Landschaft
Nach etlichen Meinungsverschiedenheiten über rechts oder links, geradeaus oder nicht und paddeln oder nicht paddeln, haben wir es halbwegs geschafft, uns einzufahren. Die Natur um uns herum tut ihr Übriges, um uns in eine gute Stimmung zu versetzen. Es ist ruhig und friedlich. Nur wir sind hier und das Wasser um uns herum. Und die Kulisse, diese Wahnsinnskulisse. Wir lassen uns treiben, fahren durch den Schatten der Felsen, kühle Luft schlägt uns entgegen, sobald wir die Sonne verlassen.
Zwischendurch sehen wir ein paar Luftblasen an die Oberfläche des sonst stillen Wassers treiben. Das müssen die Krokodile sein, wie uns die Parkmitarbeiterin erzählt hatte. Irgendwie aufregend, richtig spannend. Stelle ich mir vor, dass unter mir in dem dunklen Wasser Krokodile schwimmen, ist das ein komisches Gefühl. Überhaupt kann man nicht sehen, wie tief das Wasser ist. Und es gibt nichts Schlimmeres für mich als, als tiefes dunkles Wasser, dessen Grund man nicht erkennen kann. Etwas mulmig ist mir in unserem Kajak. Hätte ich mal bloß nicht diese Luftblasen gesehen. Ich schwanke zwischen Faszination und mulmigen Bauchgefühl. Aber vielleicht sind es ja auch bloß Schildkröten.
- Katherine Gorge bietet Lebensraum für viele Tiere
- Vorsicht Krokodile
- Eine Spinne im Netz
Es gibt Besucherboote im ersten Gorge
Egal, ich versuche mich abzulenken und schaue lieber wieder in die Landschaft um uns herum. Es ist so wunderschön und bezaubernd, so still und friedvoll. Ab einer gewissen Zeit fahren hier im ersten Gorge, in dem wir uns befinden, größere Besucherboote. Für all diejenigen, die nicht selbst paddeln wollen. Zukünftig sind Fahrten auf dem ersten Gorge mit dem Kajak nicht mehr möglich, aber zu diesem Zeitpunkt an der Tagesordnung.
Insgesamt gibt es vier Gorges, die zum näheren Gelände zählen. Der erste und zweite sind einfach zu erreichen. Nach dem zweiten muss man bei Trockenheit über eine längere Landzunge, bevor der dritte und vierte George anschließen. Danach geht es noch weiter. Insgesamt kann man bis zur neunten Schlucht mit dem Kajak fahren und über Nacht am achten Gorge an der 8th Gorge Campsite campen, aber man muss rechtzeitig im Voraus buchen. Aber so weit haben wir nicht geplant und durch unsere Unwissenheit beschränken uns auf eine Tagestour.
- Kleines Besucherboot auf dem Fluss
Der Nitmiluk Nationalpark hat eine spirituelle Bedeutung für die Aborigines
Wir sind noch vor der Zeit der großen Besucherboote und haben das Wasser für uns alleine. Der Nitmiluk Nationalpark liegt auf dem Land der Jawoyns und hat eine spirituelle Bedeutung für die Ureinwohner. Es gibt alte Felszeichnungen im Park und Traumgeschichten erwecken die stillen Wände der Schlucht zum Leben. Wir lassen die Gedanken schweifen und malen uns die buntesten Geschichten der Aborigines aus.
- Das Wasser der Georges besitzt eine spirituelle Bedeutung für die Aborigines
Vor uns sind Süßwasserkrokodile
Wir kommen an den ersten Sandbänken vorbei und tatsächlich, da sehen wir sie – Süßwasserkrokodile! Bei uns auch als Australienkrokodile bekannt. Sie liegen auf dem Sand in der Sonne und bewegen sich nicht. Groß sind sie nicht und ihre schmale, spitze Schnauze unterscheidet sie von den Salzwasserkrokodilen. Was für ein toller Anblick! Aber natürlich ist es nun noch einmal etwas anderes, über das Wasser zu fahren, denn nun haben wir gesehen, dass es sie wirklich gibt und die Luftblasen im Wasser von Krokodilen unter uns stammen müssen. Allerdings leben die Krokodile nur im ersten Gorge, was uns beruhigt. Und so fahren wir weiter.
- Und da sehen wir es – ein Krokodil! Zum Glück sind diese Süßwasserkrokodile für den Menschen relativ ungefährlich
Wir können in andere Kajaks umsteigen
Am Ende des ersten Gorges angekommen, wird das Wasser noch ruhiger und die Stimmung noch friedvoller. Das tiefe Wasser liegt unter uns, wir lachen und spaßen. Wir müssen mit den Kajaks anhalten und einige Meter über Land gehen. Hier am Beginn des zweiten Gorges warten neue Kajaks auf uns, in die wir einfach wechseln dürfen. Niemand ist hier und nach ein paar Metern sehen wir auf der anderen Seite bereits die Kajaks liegen. Wir sind mit unserem Zweierboot gestartet und sind davon ausgegangen, dass wir auch wieder einen Zweisitzer nehmen müssen. Zu unserer Freude sind hier jedoch zwei Einzelkajaks am Flussufer verankert. Wir überlegen kurz und entschließen uns, auf die Einsitzer umzusteigen. Das bedeutet ein eigenes Kajak für jeden von uns. Hurra!
- Juchu, wir haben ein Einzelkajak! So paddelt es sich gleich viel besser 🙂
Im heiligen Wasserlauf mit der Regenbogenschlange
Wir setzen uns in die kleinen Boote und tatsächlich – das Paddeln ist alleine gleich viel entspannter. Und schneller sind wir auch. Die Sonne ist mittlerweile richtig heiß. Viel heißer noch als der Backofen von vorhin. Paddeln links … platsch … paddeln rechts … platsch … treiben lassen. Und ab und zu die Hand oder einen Fuß in das kalte Wasser halten. Wie irre faszinierend es sein kann, auf einem großen Wasserlauf auf einem der heißesten und trockensten Kontinente der Erde zu sein.
- Gemütlich treiben wir über das Wasser, während die Sonne erbarmungslos vom Himmel scheint
Unter uns im Wasser des Katherine Gorge soll Mythen und Erzählungen der Ureinwohner nach, eine große Schlange leben, die Regenbogenschlange (Rainbow Serpent). Sie nimmt eine zentrale Rolle im Glauben der Jawoyn ein und wird mit dem Leben selbst in Verbindung gebracht. Der Wasserlauf ist also heilig. Hier ist eine der tiefsten Stellen der Schlucht. Bei um die 30 Meter Tiefe wäre hier auf jeden Fall genug Platz für eine spirituelle Riesenschlange.
- Hier lebt die Regenbogenschlange der Aborigines und das tiefe Wasser flößt uns Respekt ein
Die Sonne brennt vom Himmel und wir baden im kalten Wasser
Am Ende des zweiten Gorges wird das Wasser flach. So flach, dass wir aussteigen und zum Ufer waten. Wir ziehen die Kajaks an Land und werfen uns ins kühle Wasser. Unser kleines Bad ist erfrischend, wir bekommen richtig Gänsehaut. Nur rauskommen dürfen wir heute nicht mehr, ansonsten hat uns die erbarmungslose Sonne gleich wieder.
- Am Ende des zweiten Gorges gehen wir baden
- Bei der Hitze brauchen wir eine Abkühlung
Wir würden am liebsten im Nationalpark übernachten
Nach einiger Zeit kommt eine kleine Vierergruppe von Gleichgesinnten Franzosen mit Kajaks an. Sie wollen weiter durch die Gorges und am Campground von Gorge acht übernachten. Bis dahin wussten wir nicht, dass es diese Möglichkeit gibt direkt im Katherine Gorge zu übernachten. Sehnsüchtig schauen wir den Vieren hinterher, wie sie ihre an Land gezogenen Kajaks über Land ziehen und in der unberührten Wildnis verschwinden.
Von diesem Moment möchten wir das auch, was diese Abenteurer dort vor uns machen. Wir möchten, dass dieser Tag niemals endet. Und dass wir dem Flusslauf weiter folgen können, um dann auch irgendwo auf einem Campingplatz in der Wildnis zu übernachten. Heute wird daraus leider nichts mehr. Aber irgendwann … ja, irgendwann. Das nehmen wir uns vor.
- Am liebsten würden wir übernachten, aber wir kommen irgendwann wieder
- Vogel am Wasser
- Eine einmalige Natur
Nach einer kurzen Wanderung, treten wir den Rückweg an
Heute bleibt nur Zeit für Baden im kalten Wasser. Wir lassen die Zeit vergehen. Die Kajaks bleiben am Ufer liegen und wir wandern ein wenig den Weg Richtung des dritten Gorges. Bis wir irgendwann beschließen umzukehren. Über uns hören wir einen Hubschrauber. Ja, auch Sightseeingtouren mit dem Hubschrauber kann man hier machen. Der Ausblick muss fantastisch sein.
- Wir wandern ein wenig den Weg entlang Richtung des dritten Gorges
Wir klettern in unsere Kajaks und treten den Rückweg an. Über das tiefe, dunkle Wasser, vorbei an den Blubberblasen der Krokodile. Irgendwann kommen wir wieder zu unserem Startpunkt. Besucherschiffe ziehen an uns vorbei und es ist einiges los. Ein Glück waren wir früh unterwegs, um die Ruhe und Beschaulichkeit dieses einmaligen Ortes zu erleben. Wir sind beeindruckt und überrascht. Aber am allermeisten sind wir verzaubert. Verzaubert von Katherine Gorge, einem Ort, der wirklich etwas Magisches in sich trägt.
- Zurück bei den Kajaks – das Wasser liegt still vor uns
- Der Rückweg über das tiefe dunkle, Wasser
Hast du auch schon einmal eine Kajaktour unternommen? Warst du schon im Katherine Gorge? Wie war dein Erlebnis oder was war dein letztes Abenteuer? Schreib uns in die Kommentare!
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Clarissa | Charming Landscapes
Welch ein spannendes Erlebnis.
Ich bin zwar auch schon Kajak in wundervollen Gegenden gefahren, aber längst nicht in Gewässern, die so gefährliche Tiere beheimaten. Hut ab und liebe Grüße
Clarissa von Charming Landscapes