Ohiya – der vergessene Ort im Hochland Sri Lankas

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Es ist warm, die Landschaft zieht vorbei. Durch die geöffneten Türen des Zuges scheint die Sonne und wir beide strahlen über das ganze Gesicht. Wir haben eine tolle Zugfahrt hinter uns. Vom beschaulichen Haputale sind wir losgefahren. Wir wollen weiter nach Ohiya, in die Berge und zum Horton Plains Nationalpark, einem der Highlights auf Sri Lanka.

 

Der Zug nach Ohiya ist voll

Die Zugfahrt nach Ohiya war wunderschön. Zugfahren in Sri Lanka ist immer ein Erlebnis. Wie auch jetzt. Zugegeben, unser Zug ist voll. Wobei voll untertrieben ist. Ich stehe mit unserem gestapelten Gepäck mit zehn Mitreisenden im Gang vor den Türen des Zugabteils. Steffen hat einen etwas besseren Platz ergattert, direkt in der offenen Zugtür und mit einem Bein schon auf der letzten Stufe. Dabei heißt es gut festhalten, um nicht rauszufallen. Zu Hause unvorstellbar.

Im Zugabteil selbst ist auch kein Platz mehr, da ist es noch enger als hier. Niemand kommt mehr vor und zurück und mit den Mitreisenden geht man automatisch auf Tuchfühlung. Eine gute Gelegenheit, um neue Bekanntschaften zu schließen. Leider müssen wir uns von diesen nach einer lustigen und interessanten Fahrt durch die malerischen Berge auch gleich wieder verabschieden, denn der Zug fährt in Ohiya ein, unserer Haltestelle und dem Aufenthaltsort für die nächsten zwei Nächte.

 

Wir stehen einsam und verlassen auf den Gleisen in Ohiya

Gekonnt werfen wir unser Gepäck mithilfe der anderen über die Koffer und Rucksäcke, die im Weg liegen, drücken uns an allen vorbei Richtung Tür und sind heilfroh, als wir endlich aus dem Zug heraus sind. Nun gut, wir haben es nicht bis zum Bahnsteig geschafft, dafür war der Gang zu voll.

Stattdessen sind wir auf der anderen Seite auf den Gleisen abgesprungen. Alle jubeln uns noch einmal zum Abschied zu, der Zug fährt los und wir stehen mit unserem gesamten Gepäck einsam und verlassen auf den Gleisen in Ohiya. In Deutschland würde es so was nicht geben, denke ich mir. Und ich finde es toll. Egal, irgendwie kommen wir schon zum Bahnsteig hoch. Wir schultern unsere Rucksäcke und laufen los.

Als wir gerade auf die Plattform des Bahnhofs klettern, kommt ein junger Sri Lanker auf uns zu. Er fragt, ob wir ein Tuk-Tuk brauchen. Für 500 Rupien würde er uns mitnehmen. Das ist uns natürlich viel zu viel. Verhandeln heißt die Devise in Sri Lanka, sonst wird man auch gerne übers Ohr gehauen. Aber der freundliche Junge schüttelt den Kopf, der Preis sei nicht verhandelbar. Ob wir wirklich nicht mitfahren wollten. Natürlich wollen wir nicht. Zu überteuerten Preisen fahren ist nicht unser Ding und so lehnen wir dankend ab.

 

Die Tuk-Tuk-Suche gestaltet sich schwierig

Auf der Suche nach einem anderen Tuk-Tuk-Fahrer blicken wir uns suchend um. Irgendwie verdammt ruhig hier in Ohiya. Kaum Menschen am Bahnhof und überhaupt sieht hier alles so einsam und verlassen aus. Sei es drum, ein anderes Tuk-Tuk wird sich leicht finden lassen. Und so stiefeln wir los Richtung Straße. Eigentlich müssen wir nur den Ortskern finden, da warten dann auch die Fahrer.

An anderen Bahnhöfen ist das so. Nur irgendwie nicht an unserem. Planlos drehen wir uns im Kreis. Keine Tuk-Tuk-Fahrer. Keine Autos, nur zwei, drei Häuser und daneben Wald. „Vielleicht sollten wir doch noch mal den Tuk-Tuk-Fahrer fragen“, meint Steffen. Recht hat er, bevor wir hier den ganzen Tag wie bestellt und nicht abgeholt stehen. „Ihr wollt doch mitfahren?“, werden wir begrüßt. „Klar, kein Problem! Steigt ein, ich bringe euch zum Hotel.“

 

Ohiya besteht nur aus einer handvoll Häuser

Gesagt getan quetschen wir unsere großen Rucksäcke in das kleine Tuk-Tuk und uns gleich hinterher. „Vier Kilometer müssen wir fahren“, meint unser junger Fahrer. „Es ist schon ein Stück und die Straße ist nicht gut.“ Aha … was auch immer das heißen mag, wir werden es bald erfahren. Irgendwie dachten wir, das Hotel sei gleich nebenan.

„Gibt es hier irgendwo einen Supermarkt?“, frage ich. „Einen Supermarkt?“, der Junge lacht. „Nein! Hier gibt’s keinen Supermarkt.“ Da muss ich mich wohl verhört haben, also frage ich weiter. „Ich meine, gibt es hier in Ohiya ein Ortszentrum, in dem man etwas kaufen kann? Lebensmittel?“ Wieder ist ein Lachen als Antwort. „Nein, hier gibt es kein Ortszentrum. Es gibt nur eine Handvoll Häuser und die liegen in den Bergen verteilt.“

Oh … damit haben wir nicht gerechnet und sind erst mal sprachlos. Zumindest einen kleinen Ortskern hätten wir erwartet, ein paar Buden oder Restaurants, irgendwas eben. Aber nein, es gibt tatsächlich nichts. Der Bahnhof ist das Zentrum von Ohiya und die Hotels kann man an einer Hand abzählen.

 

Die Aussicht ins Tal ist atemberaubend

Rumpelnd fährt unser Tuk-Tuk über die staubige und immer schlechter werdende Straße in die Berge hinein. „Hier muss man etwas vorsichtig sein. Letztens hat sich ein Tuk-Tuk überschlagen. Aber der Fahrgast war auch sehr dick“, meint unserer Fahrer in einer der engen Kurven. Wie beruhigend …

Als wir um die nächste Kurve fahren, ist unser Schock vom Anfang jedoch schnell vergessen. Wir haben eine atemberaubende Aussicht ins Tal. Über Wälder und Felder hinweg erstreckt sich unser Blick auf die riesige Ebene unter uns. Gebannt schauen wir in das Panorama. Wunderschön! Bei dem Ausblick werden wir wohl zwei sehr entspannte Tage haben. Supermarkt hin oder her.

 

Zur Begrüßung gibt es Tee

Als wir an unserem Hotel, dem Hill Safari* ankommen, werden wir schon freundlich vom Hotelleiter begrüßt. Gut, Hotel ist übertrieben, denn es besteht nur aus ein paar Zimmern. Es liegt am Hang, Drumherum nichts als schöne Aussicht. Es ist ruhig und friedlich. Und so packen wir unsere Sachen und folgen unserem Gastgeber ins Haus.

Recht gemütlich ist es hier und zur Begrüßung gibt es erst mal einen Tee. Schwarzen Tee natürlich – das Lieblingsgetränk der Sri Lanker. Wir bekommen den Schlüssel für unser Zimmer und sind sehr überrascht, als wir am Essbereich vorbei Richtung Küche ins Innere des Hauses laufen.

 

Unser Zimmer ist anders als erwartet

Wir treten durch eine winzige Tür und sind erst einmal ernüchtert. So haben wir uns unser Zimmer in den Bergen nicht vorgestellt. Ein kleiner Raum mit niedriger Decke und einem winzigen Fenster nach hinten raus. Etwas schummrig ist es hier. Klamm und kalt. Aber ansonsten in Ordnung. Ein wenig Licht kommt durch eine kleine Dachluke in der tiefen Decke. Man könnte sich fast den Kopf stoßen. Naja, nur fast. Das Bad ist winzig, erfüllt aber seinen Zweck. O. k., für zwei Nächte werden wir schon klarkommen.

Kurz überlegen wir noch, das Zimmer zu wechseln. Wir bekommen zwei weitere Zimmer gezeigt. Allerdings müssten wir aus dem einen nach einer Nacht ausziehen und das andere ist viel teurer. Dafür mit einer fantastischen Aussicht. Und auch die Zimmer sind um Welten besser und sehen schick aus. Hier könnte man gerne zwei Wochen Urlaub machen. Aber es nutzt nichts und so bleiben wir in unserem kleinen Hinterzimmer. Eigentlich ist es auch ganz in Ordnung für die Zeit, nur etwas kalt. Das werden wir spätestens in der Nacht noch merken.

 

Wir erkunden die Umgebung von Ohiya

Mittlerweile ist es Nachmittag geworden und so beschließen wir, vor dem Sonnenuntergang noch die nähere Umgebung zu erkunden. Gut, es gibt die schmale, unbefestigte Straße zum Hotel, die sich am Berg entlangzieht und einige kleine Wege die Hänge hinauf und hinab. Wir schlendern die Straße entlang und treffen auf eine Affenfamilie, die unseren Weg kreuzt. Vorsichtig nähern wir uns den Tieren und schauen gespannt zu, wie sie unseren Weg kreuzen und nach einiger Zeit wieder in den Bäumen verschwinden.

Auf dem Rückweg gehen wir die kleinen Wege der Teefelder entlang. Wir klettern über ein paar Steine und laufen durch staubiges Gestrüpp, bis wir einen Platz gefunden haben, an dem wir uns einfach auf den Boden setzen. Das Gesicht in der Sonne schauen wir in die weite Ebene unter uns hinunter. Eigentlich haben wir genau das gesucht – Natur, Erholung und Ruhe. Hier haben wir es gefunden. Anders als erwartet, aber doch unvergesslich schön.

Von hier oben kann man kleine Häuser in den anderen Berghängen erkennen und eine verlassene Teefabrik liegt wie gemalt vor der Bergkulisse. Alles ist so friedlich und die tiefer sinkende Sonne taucht die Landschaft in ein warmes Licht. Morgen wollen wir in den Nationalpark fahren. Unser Tag wird früh beginnen, denn zum Sonnenaufgang soll man bereits mitten in den Horton Plains sein. Gedankenverloren Blicken wir in die Ferne, atmen tief ein und sind voller Vorfreude auf die kommende Zeit.

 

Warst du schon einmal in Ohiya? Wie fandest du diesen kleinen Ort? Schreibe uns deine Erfahrungen!

 


Möchtest du erfahren wie die Geschichte weitergeht? Schau dir unsern Beitrag dazu an:

Steffen schaut in eine weite, hügelige Ebene mit Sträuchern und Büschen, durch die sich ein Bach zieht.

 

Das World´s End – angekommen am Ende der Welt

 

 

Oder erhalte hier alle Informationen zum Besuch des Horton Plains Nationalparks:

Farina steht auf einer Holzplattform vor dem Panorama einer weiten Berglandschaft, die sich im Nebel verliert.

 

Alle Infos zum Horton Plains Nationalpark

 

 


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Farina

Frühaufsteherin, Sonnenanbeterin und Weltenbummlerin. Ich fühle mich in der Natur zu Hause, liebe die Tiere und das Meer. Hier findest du mich mit einem Buch in der Hand, mit einer Kokosnuss oder gleich mit beidem. Zu meinen Leidenschaften gehören, das Reisen, gesundes Essen und fremde Orte. Ich liebe die Abwechslung, das Unterwegssein und die Veränderung. Hiervon findest du einiges auf unserem Blog.

2 Comments

  1. Antworten

    Martina

    26. Dezember 2017

    Das hört sich alles richtig spannend an. Wenn man das liest, bekommt man direkt Lust loszulegen und sich das alles anzusehen.

    • Farina

      27. Dezember 2017

      Klasse, über solchen Zuspruch freuen wir uns sehr ❤️

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