Wandern in Marokko – zu Gast bei Berbern im Atlasgebirge

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Das Atlasgebirge – ein eindrucksvolles Bergmassiv, faszinierende Landschaften, abgeschiedene Berberdörfer und der höchste Berg Nordafrikas, der Jbel Toubkal mit 4.167 Metern. Wir sind in Imlil, einem kleinen Dorf an den Hängen des Hohen Atlas am Nationalpark Toubkal. Hier mitten im Hochgebirge im Nordwesten Afrikas, wo sich Marokko von seiner schönsten Seite zeigt. Eine zweistündige Autofahrt mit einem Sammeltaxi hat uns von Marrakesch hier her gebracht, in das Herz der Berge. In den nächsten Tagen liegt eine faszinierende Wanderung in das Azzaden Valley vor uns und die Einsamkeit einer wunderschönen Landschaft, die ihresgleichen sucht.

 

Wir melden uns am Empfangsbüro im Dorf an

Als wir mit unserem Gepäck aus dem Taxi aussteigen, schlägt uns die staubig, warme Luft Marokkos entgegen. Wie sehr wir den kleinen Ort in den Bergen lieben werden, ist uns jetzt noch nicht bewusst. Wir folgen der geschäftigen Straße durch den Ortskern bis wir vor dem Büro unserer Unterkunft für die nächsten Tage stehen, der Kasbah du Toubkal.

Die Kasbah ist eine Eco-Lodge, die im Grün der Hänge von Imlil das Tal überblickt. Eine Kasbah ist in Marokko eine alte Festungsanlage, aber auch eine Bezeichnung für die Wohnburgen der Berber. Einzigartig und besonders, gehört die Kasbah du Toubkal zu den National Geographic Unique Lodges of the World. Und dies zurecht, wie wir sehr bald herausfinden werden. Doch zunächst werden wir herzlich im Büro begrüßt und darauf aufmerksam gemacht, dass es noch ein kurzer Fußweg bis zur Kasbah ist.

 

Ein Muli trägt unser Gepäck

Womit wir nicht rechnen, ist das Muli, das plötzlich vor uns steht. Ein Mitarbeiter nimmt unser Gepäck und lädt es in die Satteltaschen des Vierbeiners. Warum ein Muli unsere Sachen trägt, wird schnell klar, nachdem wir dem Tier einen gewundenen Schotterweg bergauf folgen, vorbei an den Walnusshainen des Dorfes.

Bereits hier wird deutlich, Mulis sind unverzichtbare Helfer für die Bewohner der Berge. Denn sie können große Lasten tragen und sind sehr trittsicher auf dem steinigen Untergrund. Froh unser Gepäck in der Hitze nicht selbst den steilen Hang hinauftragen zu müssen, kommen wir wenig später oben an und laufen durch ein großes, von Mauern umgebenes Tor.

 

Wir werden mit Datteln, Milch und Minztee begrüßt

Ein blumengeschmückter Garten mit hübschen Beeten, spielende Katzen und die braunen Lehmgebäude der friedvollen Kasbah empfangen uns. Als wir das Hauptgebäude betreten, werden wir mit Datteln, frischem Minztee und Gebäck begrüßt – dem Willkommen der Berber. Normalerweise gehört auch Milch zum typischen Willkommen, die wir jedoch bereits im Vorfeld abgelehnt haben. Gemütlich sitzen wir auf Kissen, blicken in die Berge und warten, bis der Minztee etwas abgekühlt ist.

Die Kasbah du Toubkal besteht aus mehreren Häusern, die auf verschiedenen Ebenen über kleine Wege miteinander verbunden sind. Bunte Blumen und viel Grün stehen im hübschen Kontrast zu den ockerfarbenen Gebäuden. Große und wunderschöne Dachterrassen bieten einen Panoramablick in das umliegende Bergmassiv.

Wir sind überwältigt von den Ausblicken, der Ruhe dieser bezaubernden Oase und der liebevollen Gestaltung der gesamten Anlage, die sich wie von selbst in die Natur einfügt und gleichzeitig so viel Luxus und Komfort bietet. Von den Terrassen hat man einen Rundumblick über das gesamte Imlil-Tal und seine sieben Dörfer, von denen sich jedes an die Berghänge schmiegt. Es fühlt sich an, wie auf dem Gipfel der Welt zu stehen, dem Himmel ganz nah. Frische und sommerliche Bergluft schlägt uns entgegen, während wir von der verträumten Aussicht überwältigt sind. Die Kasbah übertrifft all unsere Erwartungen.

 

 

Unser Apartment ist ein Traum – ebenso wie das Abendessen

Als wir unser Zimmer gezeigt bekommen, sind wir sprachlos. Über zwei Etagen zieht sich unser Apartment. Der Blick auf einen Wasserfall und den Hohen Atlas, zwei Balkone mit Panoramablick, eine Küche und ein Kamin runden das Bild ab. Hand gewebte Berberteppiche verleihen den Räumen eine gemütliche Atmosphäre. Alles ist in traditioneller Weise gebaut mit Steinen, Lehm und Stroh und es riecht leicht nach Schafwolle.

Unser Abendessen bekommen wir auf der Dachterrasse serviert. Traditionell marokkanisch – Harira, eine Tomatensuppe mit Kichererbsen und eine Gemüsetajine. Wenn das kein guter Auftakt zu unserer Wanderung am Morgen ist. Wir blicken über das abendliche Tal mit seinen kleinen Häusern, die sich zwischen den grünen Berghängen friedlich aneinanderreihen, während die Sonne langsam hinter dem Horizont untergeht.

Der Ruf der Muezzins hallt von einem Dorf zum nächsten und schafft eine orientalische Stimmung wie im Märchen. Mit dem Dunkelwerden setzten auch die Trommeln und Gesänge der Berber aus dem Nachbardorf ein. Denn es ist gerade die Zeit nach dem Opferfest, dem höchsten islamischen Fest, und das wird hier sieben Tage lang gefeiert. Jeden Tag in einem anderen der sieben Dörfer im Imlil-Tal.

 

 

Die Kasbah du Toubkal – nachhaltiger Tourismus und Luxus in einem

Das besondere an der Kasbah ist das Gesamtkonzept, das hinter ihr steht. Aus Ruinen wurde in traditioneller Bauweise ein wunderschöner Rückzugsort in den Bergen geschaffen, der komplett durch die vor Ort lebenden Berber betrieben und bewirtschaftet wird. Das Wasser stammt aus einer Quelle und kann zum Trinken selbst abgefüllt werden. Im Garten wachsen verschiedene Obstsorten und Kräuter. Ein in seiner Form einzigartiger und besonderer Ort mitten im Hohen Atlas, durch dessen Grün des Gartens sich kleine Wege ziehen.

Das Konzept der Kasbah beruht auf nachhaltigem Tourismus unter Einbeziehung der lokalen Bevölkerung. So wird die Kasbah vollständig von einheimischen Berbern der Region geführt. Die Kasbah du Toubkal ist kein Hotel im herkömmlichen Sinn. Sie ist vielmehr Zeichen der Gastfreundlichkeit der Berber, die sie betreiben und hat bereits viele Auszeichnungen erhalten.

Um den Umweltschutz zu unterstützen, die lokalen Bevölkerungsgruppen zu fördern und regionale Projekte zu realisieren, wird den Gästen ein fester Aufpreis auf ihren Übernachtungspreis aufgeschlagen. Hierdurch werden Entwicklungsprojekte wie beispielsweise die von Education for All unterstützt, einer Hilfsorganisation, die es jungen Mädchen aus den lokalen Dörfern mithilfe von Stipendien ermöglicht, zur Schule zu gehen. Daneben sind auch Abfallvermeidung, eine nachhaltige Energie- und Wasserversorgung sowie der Einsatz regionaler Lebensmittel zentraler Teil des Konzepts.

Die Kasbah du Toubkal wird von Green Pearls betreut und beraten, die Partner von einzigartigen und spannenden Hotels weltweit sind. Green Pearls setzt sich vor allem für Umweltschutz und nachhaltigen Tourismus ein und erarbeitet zusammen mit den Partnerhotels entsprechende Konzepte. Außerdem unterstützen und fördern sie die Menschen vor Ort, wie beispielsweise mit Bildungs- und Gemeinschaftsinitiativen oder Tierschutzprojekten.

 

Unsere Trekkingtour ins Azzaden Valley beginnt

Am Morgen werden wir von dem sanft einflutenden Licht der frühen Sonne geweckt. Wir haben toll in dem großen Bett geschlafen. Natürlich habe ich am Abend vorher die Badewanne ausprobiert und bin ganz verliebt in die Seife der Kasbah. Unser Gepäck für unsere Wanderung ist schnell gepackt und nach einem ausgiebigen Frühstück mit Blick auf die bezaubernden Hänge von Imlil kann es losgehen.

Unser übriges Gepäck bleibt in der Kasbah, denn wir haben nur das Nötigste dabei. Wir werden heute sieben Stunden durch das Atlasgebirge bis in das Azzaden Valley laufen. Hier in der Abgeschiedenheit der Berge in einem kleinen Dorf besitzt die Kasbah eine eigene Berglodge und wir sind sehr gespannt.

 

Wir brechen mit unserem Guide, unserem Maultierführer, einem Koch und zwei Maultieren auf

Wir bekommen unseren Guide für die Tour vorgestellt – Abdeslam ist sein Name oder kurz Abdil. Und einen besseren Bergführer hätten wir uns nicht wünschen können. Er spricht Arabisch, Französisch und Englisch, um sich mit den Gästen verständigen zu können und er wird uns im Verlauf viel über die Berber und ihr Leben erzählen. Zusammen mit unserem Maultierführer Hassan sind die beiden ein lustiges Gespann.

Wir bekommen zwei Maultiere mit den auf den Weg. Die liebe Warda, die unser Gepäck für die Nacht trägt und ein namenloses, dafür aber umso hübscheres Muli, das mit unserem Koch Mohamed wenig später dazustößt und unser Essen für unsere Mittagspause in den Bergen dabei hat.

Aber zunächst brechen wir mit Abdeslam, Hassan und unserer lieben Warda auf. Ein wenig überrascht sind wir, dass wir beide von insgesamt drei Männern und zwei Mulis begleitet werden. Besser umsorgt hätten wir uns nicht fühlen können. Und so laden wir unser Gepäck in Wardas Satteltaschen und marschieren los. Übrigens ist es bei den Berbern nicht üblich, den Tieren Namen zu geben. Während wir laufen, hören wir zwischendurch Hassans „Yallah, yallah“, wenn er Warda antreibt. „Beil dich! Hopp, hopp!“

 

Maultiere sind unabdingbare Helfer in den Bergen

Mulis sind die Hauptlastenträger der Berber in den Bergdörfern. Ohne sie geht nichts. In Marokko ist es üblich, Esel, Pferde oder aber eine Kreuzung aus einer Pferdestute und einem Eselhengst, den Maultieren, zu nutzen. Mulis sind sehr ausdauernd, stärker als Esel und trittsicherer als Pferde. Sie sind am besten für die Berge geeignet und können in abgelegenen Gebieten eingesetzt werden, wo keine Autos mehr fahren. Dass sie gute Bergsteiger sind, wird schnell klar als Warda alleine vor und hinter uns herläuft und selbstständig ihren Weg die Berge hinauffindet, teilweise über Geröll und Felsen.

Die Mulis der Kasbah sehen im Gegensatz zu vielen Eseln und Mulis, die wir in Marokko gesehen haben sehr gepflegt aus. Und auch der Umgang mit den Tieren ist sehr gut. Wir haben schon sehr abgemagerte Tiere gesehen, auf die mit dicken Stöcken eingeprügelt wurde. Dies sollte man nicht unterstützen und unsere beiden Mulis teilen dieses Schicksal zum Glück nicht. Sie arbeiten nur während der Saison, wenn Bedarf besteht, haben genug zu fressen und dürfen zwischendurch sogar mit anderen Mulis spielen, die uns auf dem Weg begegnen.

 

Gespannt lauschen wir den Geschichten von Abdil und Hassan

Der Weg führt uns durch die karge Berglandschaft, vorbei an duftenden Wachholdersträuchern. Außer dass sie hübsch aussehen, beugen sie gleichzeitig der Bodenerosion vor, erklärt uns Abdil. Und tatsächlich, an Hängen, an denen keine Sträucher wachsen, ist der Untergrund rissig und abgerutscht. Der staubige Boden unter unseren Füßen bringt uns Stück für Stück weiter in die faszinierende Berglandschaft mit ihren kleinen Sträuchern und Bäumen.

Genug Zeit, um unsere Guides besser kennenzulernen. Abdil arbeitet seit mehreren Jahren als Guide und organisiert auch selbst Touren in die Berge. Hassan ist bereits mehrfacher Vater. Gerade ist seine Frau wieder schwanger und er freut sich riesig auf die Geburt seines Kindes. Gespannt hören wir den beiden zu, wie sie uns von ihrer Arbeit, ihrem Leben, der Berberkultur und der Natur um uns herum erzählen.

 

Unser Koch ist bereits vorgelaufen, während wir Fotos machen

Abdil zeigt nach oben auf einen Bergsattel. Dort oben werden wir heute Rast machen und zu mittagessen. Aber vorher machen wir unzählige Fotos, bestaunen die Natur, die mit jedem gewonnenen Höhenmeter beeindruckender wirkt und freuen uns über das hübsche Maultier mit seiner bunten Decke, dass die ganze Wanderung noch mal besonders macht. Das namenlose Maultier mit der Kochausrüstung ist zusammen mit unserem Koch bereits vorgelaufen, der das Mittagessen vorbereiten wird.

 

Die Sonne brennt vom Himmel

Da es Sommer ist, ist es ziemlich heiß. Die Sonne brennt vom Himmel und wir haben in weiser Voraussicht unsere Hüte mit der breiten Krempe mitgenommen, die in Steffens Fall etwas wildwestmäßig und in meinem Fall etwas touristisch anmuten, aber rundum ihren Zweck erfüllen. Auch lange Kleidung haben wir auf Wanderungen immer dabei, um uns vor der Sonne zu schützen.

Einen Sonnenstich in den Bergen wollen wir schließlich beide nicht bekommen, die Intensität der marokkanischen Sonne sollte man nicht unterschätzen. Und so gehen wir Meter um Meter weiter und sind wieder einmal froh, dass wir unser Gepäck nicht selbst tragen müssen, sondern lediglich etwas Wasser und unsere Kameras.

 

Der Hohe Atlas besitzt eine wunderschöne Natur

Vorbei geht es an knorrigen Bäumen und trockenen Sträuchern und der Blick ins Tal ist einfach phänomenal. Um uns herum ragen die Gipfel des Atlasgebirges empor. Wir sind wie berauscht von der kargen Schönheit der Umgebung, von der klaren Luft und der Ruhe und Abgeschiedenheit, die uns umgibt. Alles ist dominiert von Braun- und Grüntönen und zwischendurch sieht man einen Vogel am Himmel seine Kreise ziehen. Andere Wanderer sehen wir nur einmal ganz zu Anfang.

 

Wir machen Mittagspause unter einem Wacholderbaum

Die letzten Meter bis zum Bergsattel bringen wir schnell hinter uns. Mittlerweile ist es Mittag geworden und die Sonne steht hoch am Himmel. Als wir uns umdrehen, erblicken wir das Imlil-Tal in all seiner Pracht. Der Blick vom Bergsattel ist einmalig. Auf der anderen Seite sieht man in das Tal, in das uns unsere weitere Wanderung führen wird.

Im Schatten eines Wacholderbaumes wartet eine Decke mit weichen Matten zum Verweilen auf uns. Wir ziehen die Schuhe aus und machen es uns gemütlich. Wow! So einen Service hatten wir beim Wandern noch nie. Mohamed kommt mit einem Silbertablett, schenkt uns heißen Minztee ein und wir nippen an dem süßen Getränk.

 

Das Essen ist fantastisch und traditionell nach Berber-Art 

Die anderen haben sich etwas weiter unter dem nächsten Baum niedergelassen, wo Mohamed das Essen für unsere Gruppe kocht. Als er auftischt, sind wir kurz sprachlos. Mit solch einem leckeren Essen hätten wir bei einer Wanderung nicht gerechnet. Was sich nach einem einfachen Gericht anhört, schmeckt unheimlich toll.

Es gibt Linsen mit Reis und Brot zu einer riesigen Salatplatte mit verschiedensten Salaten, die toll gewürzt ist. Als wir bereits nichts mehr essen können, kommt unser Nachtisch – frisches Obst. Danach müssen wir uns kurz hinlegen. Im Schatten des Baumes schauen wir den beiden Mulis zu, die frei zwischen den Bäumen umherlaufen. Sie bleiben meist nicht lange weg und kommen, wenn sie gerufen werden.

 

Unsere Mulis spielen ausgelassen in den Bergen

Nach einer längeren Rast kommt Abdil zu uns, damit wir wieder aufbrechen. Wir ziehen die Schuhe an und wollen gerade losgehen, da sehen wir die Mulis an uns vorbeiflitzen. „Was ist denn mit denen los?“, fragen wir Abdil, während die zwei galoppierend in den Hängen verschwinden.

„Die spielen. Und zwar mit den anderen Mulis.“ Er deutet nach vorne. Und tatsächlich, von der anderen Seite ist ein Berber zu uns gestoßen, dessen Muli sich nun mit unseren ausgelassen im Zickzack zwischen den Bäumen Wettrennen liefert. „Die kommen gleich schon wieder“, meint Abdil nachdem wir dem fröhlichen Treiben eine Weile zugeschaut haben. Hassan und Mohamed werden die beiden gleich einfangen und Hassan wird uns mit Warda folgen.

Mohamed werden wir erst morgen zum Essen mit seinem Muli wiedersehen. Als wir gerade loslaufen und dem Weg weiter folgen wollen, stößt nun auch eine große Herde aus Schafen und Ziegen zu unseren Mulis. Gebannt schauen wir, wie die Tiere den Hang zum Bergsattel hinauflaufen.

 

Auf dem Weg ins Hohe Atlasgebirge ist es sinnvoll, einen Guide dabei zu haben

Als wir den Weg hinab Richtung Tal marschieren, ändert sich die Landschaft. Der Ausblick ist toll und wir folgen Abdil den Weg hinunter. Dieser windet sich um viele Kurven und es ist nicht immer ersichtlich, wo der richtige Weg herführt und welche Abzweigung wir nehmen müssen. Daher ist es in den Bergen sinnvoll, einen Guide dabeizuhaben, denn ohne ihn wäre es schwierig.

Hassan und Warda laufen mal vor uns mal hinter uns, wenn Hassan sich nicht gerade tragen lässt. 80 Kilogramm Gepäck darf solch ein Muli mitführen, es kann jedoch bis 200 Kilogramm tragen. Allerdings werden die Maultiere nicht voll ausgelastet, damit zur Not auch ein erschöpfter Wanderer auf ihrem Rücken sitzen kann. Wie lange wir noch unterwegs sein werden? „Eine Stunde“, meint Abdil.

 

Ein Berberdorf liegt auf unserem Weg

Wir nähern uns Lehmhütten, die von Ziegen bewohnt sind und kommen kurz darauf in ein kleines Berberdorf. Die traditionelle Bauweise der Häuser aus Lehm, Stroh und Stöcken findet sich auch hier wieder. Einmal im Jahr müssen die Dächer neu gedeckt werden, da Wind und Wetter sie sonst forttragen, erklärt Abdil.

Schmetterlinge sitzen in den Blumen am Wegesrand und gackernde Hühner kommen uns entgegen. Kinder und ältere Dorfbewohner kreuzen unseren Weg. Fotografieren sollte man sie nicht einfach, denn viele Bewohner der Dörfer mögen das nicht.

 

Wir laufen noch immer durch die pralle Sonne

Als wir das Dorf verlassen, können wir wenig später bereits die Berglodge der Kasbah sehen. Klein liegt sie in den Hängen vor uns und hebt sich mit ihrer braunen Farbe kaum vom Hintergrund ab. So langsam wird die Sonne anstrengend und wir freuen uns schon darauf, bei der Lodge anzukommen.

Wir sind so lange durch die pralle Sonne gelaufen, dass es uns zum Schluss wirklich reicht. Denn gerade die Nachmittagssonne ist noch einmal besonders intensiv. „Wirklich krank wird man jedoch nur von der Wintersonne“, meint Abdil. „Diese steht oft so tief, dass sie in den Augen blendet und einem übel davon werden kann. Die Sonne im Sommer hat nicht so verheerende Auswirkungen.“ Na, ob dem wirklich so ist? Ich habe bereits etwas Kopfschmerzen, ebenso wie Steffen.

 

Wir erreichen die Azzaden Trekking Lodge

Dann liegt sie plötzlich vor uns – die Azzaden Trekking Lodge, unsere Unterkunft für die Nacht. Die letzten Meter geht es noch einmal steil nach oben, dann haben wir es geschafft. Wir werden freundlich vom Hausherren der Lodge empfangen und lassen uns durchgeschwitzt und erleichtert auf der Bank vor dem Eingang nieder.

Hier bekommen wir kaltes Wasser und Berberhausschuhe gereicht. Unsere Wanderschuhe haben wir schnell ausgezogen, bewegen wollen wir uns gerade gar nicht mehr. Kein Stück. Abdil und Hassan verschwinden in einer kleinen Kammer, aus der ein plätschernder Wasserhahn zu hören ist. Wir genießen den Blick in die Berge und dass wir endlich im Schatten sitzen.

 

Stille und Abgeschiedenheit erwarten uns in der Lodge

Hassan sattelt Warda ab und wir gehen mit unserem Gepäck durch die Tür der kleinen Berglodge. Wir bekommen Datteln als Willkommensgruß und werden zu unserem Zimmer geführt. Die Trekking Lodge ist verglichen mit der Kasbah klein, aber von der Aufmachung her ist sie ähnlich komfortabel. Wir haben ein hübsches Zimmer, mit einem kleinen Fenster und Blick ins Tal. Weiter oben warten ein großer Aufenthaltsraum mit bunten Berberteppichen und eine hübsche Terrasse auf uns.

Und hier stehen wir nun, in der kleinen Bergsiedlung im Azzaden Valley, zu der nur eine unbefestigte Lehmstraße führt. Die Stille ist wunderschön, ebenso wie die Abgeschiedenheit, die uns hier in den Bergen erwartet. Mir ist etwas schwummerig von der Sonne und ich habe Kopfschmerzen. Und auch Steffen geht es nicht anders. So beschließen wir, zu duschen und uns kurz hinzulegen.

 

Abendessen in der Einsamkeit der Berge

Pünktlich zum Essen um 19 Uhr sind wir wieder fit und sitzen in den gemütlichen Kissen der Berglodge. Nach dem traditionellen Händewaschen mit Rosenwasser gibt es Tajine, die dampfend vor uns steht. Backpflaumen, Rosinen, Kartoffeln und Zucchini können wir erkennen. Die zunächst süß klingende Tajine schmeckt herzhaft und ist unendlich lecker. Auch hier gibt es zum Nachtisch frisches Obst.

Danach setzen wir uns auf die Teppiche der Dachterrasse und lassen die Ruhe auf uns wirken. Zu tun gibt es nichts, außer in unseren Gedanken an die Wanderung zu versinken und in die Berge zu schauen. Weit ab von Hektik und Stress und dem geschäftigen Treiben der marokkanischen Städte. Als es Nacht wird, zieht der Vollmond auf und wir schlafen tief und fest zu den Trommeln und Gesänge des feiernden Dorfes, in der Stille der Nacht.

 

Ein Hütehund bellt uns an und die Morgensonne scheint uns ins Gesicht

Am nächsten Morgen brechen wir nach einem kurzen Frühstück um 08 Uhr auf. Wir füllen unsere Wasserflaschen für den Weg auf und stecken sie in unseren kleinen Rucksack. Wir werden heute sechs Stunden unterwegs sein. Nachdem wir uns die Wanderschuhe angezogen haben, verabschieden wir uns und gehen los.

Warda und Hassen folgen uns mit etwas Abstand. Ohne Sonnenbrille blendet die noch tief stehende Sonne und wir kramen sie aus dem Rucksack. Dafür sind die Temperaturen angenehm. Am ersten Berghang schauen wir noch einmal zurück zur Trekking Lodge der Kasbah. Die Berge hinter der Lodge sehen fantastisch aus. Jeder Berghang hat einen anderen Rot- oder Braunton.

Die lebendigen Farben reichen von Ocker über Kupfer bis Orange und Rot. Die Häuser der Hänge besitzen dieselbe Farbe wie der jeweilige Hang. Das kommt daher, weil die Erde der Berge für den Hausbau verwendet wird. In kleiner Entfernung fängt ein Hütehund an, unsere kleine Gruppe anzubellen.

 

Ich reite auf Warda den Berg hinauf

Schon jetzt merken wir unsere Füße von der gestrigen Tour. Ich unterhalte mich mit Hassan und kurze Zeit später fragt er mich, ob ich auf Warda reiten möchte. Gut, erschöpft bin ich nicht. Reiten würde ich trotzdem gerne. Ich denke kurz darüber nach, ob das nicht zu schwer für Warda wird. Allerdings ist Hassan gestern den halben Weg selbst geritten und so schiebe ich meine Bedenken zur Seite.

Hassan zeigt mir einen Felsen, von dem aus ich aufsteigen soll. Wardas Rücken ist mit den dicken Decken und Satteltaschen allerdings um einiges breiter als Pferderücken und so lachen sich meine drei Wegbegleiter schlapp, als ich beherzt auf Wardas Rücken klettere und dabei zunächst halb auf ihr liege.

Eigentlich wollte Hassan mir wohl helfen, aber er war nicht schnell genug. Und so reite ich auf Warda den Berg hinauf, während die anderen laufen. Von hier oben ist es ein bewundernswerter Anblick, wie Warda mit ihren Hufen auf dem schmalen, felsigen Untergrund trittsicher ihren Weg findet, selbst auf losen Steinen. Die Mulis kennen die Pfade, die sie immer laufen und die sind nicht unbedingt dieselben wie die der Wanderer.

 

Das Atlasgebirge ist anders als gestern und ebenso so faszinierend

Die Natur um uns herum ist ebenso beeindruckend wie am Vortag, sieht aber anders aus. Die warmen Sonnenstrahlen, die frische Luft und die Stille der Berge – all das begleitet uns durch den Morgen. Vorbei geht es wieder an Wacholderbäumen und kleinen Sträuchern bis wir auf einem neuen Bergsattel ankommen.

Der Ausblick von hier ist ebenso fantastisch wie gestern auf unserer Wanderung. Wir machen unter einem kleinen Baum halt und ich steige von Warda ab. Ab jetzt werde ich wieder zu Fuß laufen. Nach einer kurzen Pause geht es weiter und von nun an bergabwärts. Eine große Schaf- und Ziegenherde kreuzt unseren Weg und Hassan stimmt laut in das „Mäh“ der Ziegen mit ein, worüber wir alle lachen müssen.

 

Wir kommen wieder in besiedeltes Gebiet

Mittlerweile ist es wieder heiß und die Sonne sehr intensiv. Deswegen nehme ich einen unserer Sonnenschirme aus der Satteltasche und frage Hassan, der gestern mit seiner Jacke auf dem Kopf als Sonnenschutz beharrlich abgelehnt hat, ob er einen unserer Schirme haben möchte. Diesmal sagt er dankend ja. Warum wir sie gestern nicht genutzt haben, ist mir ein Rätsel. Besser wäre es gewesen.

Als wir tiefer gehen, kommen wir wieder in besiedeltes Gebiet und passieren erste Wohnsiedlungen an den Berghängen. Kleine Blumen wachsen am Wegesrand und der Pfad ist einer kleinen Straße gewichen. Es geht immer weiter hinab und mehr und mehr zurück in die Zivilisation.

 

Das Flussufer ist von Wasserkresse bedeckt

Schließlich kommen wir im Tal an einer stark befahrenen Straße an, von der aus man einen guten Blick auf den Mount Toubkal hat. Das weiß auch der Touristenbus aus Marrakesch, der grade vor uns an einer kleinen Brücke hält, damit die Insassen schnell ein Foto machen können. Kurz nach der Brücke biegen wir ab zum Fluss, der sich direkt neben der Straße durch grüne Natur schlängelt.

Das Flussufer ist mit Wasserkresse bedeckt und der Geruch von Minze, die hier ebenfalls wächst, liegt in der Luft. Picknickdecken für Besucher liegen aus, Kinder planschen im Wasser und Frauen treiben Kühe die Wiesen entlang. Wir sind begeistert von der Wasserkresse, die Erinnerungen an unsere Zeit auf Borneo weckt, als wir nicht viel Essensauswahl hatten. Wasserkresse ist sehr lecker und gesund und wir haben sie damals oft gegessen.

 

Unter einem Baum bereiten Mohamed und Hassan das Essen zu

Einen richtigen Weg gibt es nicht und wir müssen den kleinen Bachlauf mehrfach überqueren. Steffen verschätzt sich, da man den Boden zwischen der ganzen Wasserkresse nicht erkennt und muss mit nassem Fuß weiterlaufen. Bei der Hitze ist das jedoch kein Thema. Den größten Teil des Weges haben wir hinter uns und wenig später sehen wir schon Hassan und Mohamed, die unter einem hohen Walnussbaum das Mittagessen vorbereiten. Zwischen den Sträuchern laufen unsere Mulis auf der Wiese umher.

 

Das Essen ist wieder reichhaltig und lecker

Wir freuen uns, Mohamed wiederzusehen. Und auch heute zaubert er ein so tolles und reichhaltiges Essen wie gestern. Statt Linsen und Reis gibt es heute Bohnen und Nudeln und natürlich Minztee. Wir ziehen die Schuhe aus und machen es uns auf den Matten bequem. Da wir nahe der Straße sind, kann unser Picknick nicht ganz mit dem Mittagessen in den hohen Bergen konkurrieren, trotzdem ist es wahnsinnig toll, was für ein Service von der Kasbah du Toubkal geboten wird.

Es gibt wieder einen großen Salat und Obst als Nachtisch. Danach machen wir es uns im Schatten des Walnussbaums bequem. Kurz springen Abdil und Hassan auf, um die Mulis einzufangen, die gerade aus unserem Blickwinkel verschwunden sind.

 

Wir lassen unsere Trekkingtour Revue passieren

Wir denken an unsere Wanderung und die faszinierende Landschaft, die uns die letzten beiden Tage umgeben hat. An die friedvolle Stimmung der Lodge und des Azzaden Valleys. An die karge Schönheit des Hohen Atlas, die Mulis mit ihren bunten Decken und die aus Lehm gebauten Dörfer. Diese Wanderung war besonders. Und sie war einmalig. Ein Erlebnis, das wir so schnell nicht vergessen werden.

Die beiden Tage haben uns sehr berührt. Die Gastfreundschaft der Berber zu erleben und das Leben weit weg von der Moderne zu sehen. Fast schlafen wir über diese Gedanken ein. Aber wir sind noch nicht am Ziel und ein kleines Stück des Wegs liegt noch vor uns. Und so läutet Abdil den Aufbruch ein. Wir erheben uns von unserer Picknickdecke, sammeln Warda ein, danken Mohamed und verabschieden uns von ihm.

 

Das geschäftige Treiben in Imlil hat uns wieder

Wenig später kommen wir in Imlil an und das geschäftige Treiben des kleinen Dorfes hat uns wieder. Als es den letzten Hang zur Kasbah hinaufgeht, lässt Hassan mich noch einmal auf Wardas Rücken. Und auch Steffen darf ein Muli reiten. Die Tiere finden mühelos ihren Weg auf dem steinigen Untergrund vorbei an Familien und Besuchern, die sich den Wasserfall hinter der Kasbah ansehen wollen oder gerade von dort kommen.

Es ist sehr viel los, da Imlil gerne von marokkanischen Familien besucht wird, und uns kommen viele Menschen entgegen. Wir sind froh, dass wir nicht laufen müssen und traurig als wir uns wenig später von Abdil, Hassan und Warda verabschieden müssen als wir an der Kasbah du Toubkal ankommen.

 

Wir sind begeistert und glücklich

Gleichzeitig freuen wir uns darauf, dass wir noch etwas Zeit in der Kasbah verbringen dürfen. Hier werden wir von den Mitarbeitern herzlich willkommen geheißen und lassen nach einer Dusche in unserem tollen Apartment und einem Besuch des hauseigenen Hammams den Tag in der friedvollen Kasbah ausklingen. Als wir die große Dachterrasse betreten und den Blick in die Berge richten, sind wir glücklich.

Glücklich über alles, was wir hier in Imlil erlebt haben. Und begeistert darüber, solch tolle Erfahrungen sammeln zu können. Die wunderschöne Kasbah, die uns mit ihrem einzigartigen Konzept, ihren außergewöhnlichen Räumlichkeiten, den großen Terrassen, märchenhaften Gärten und bunten Teppichen und nicht zuletzt wegen der Mitarbeiter verzaubert und sprachlos gemacht hat. Dazu die Eindrücke aus dem Hohen Atlas und von unserer zweitägigen Wanderung.

Wir sind berührt. Berührt vom Land, von den Leuten und der Atmosphäre um uns herum. Und so stehen wir auf dem Dach der Welt und blicken in die kleinen Dörfer in der Ferne um uns herum.

 

Suchst du weitere Informationen zur Kasbah du Toubkal oder möchtest eine Übernachtung in dieser tollen Lodge buchen, kannst du ihre Website besuchen. Weitere Informationen zur Azzaden Trekking Lodge findest du hier.

 


Transparenz: Wir wurden von Green Pearls und der Kasbah du Toubkal eingeladen, in der Kabah in Imlil sowie in der Azzaden Trekking Lodge zu übernachten und an einer geführten, zweitägigen Wanderung ins Azzaden Valley teilzunehmen.

Warst du bereits im Hohen Atlas und kennst die Kasbah du Toubkal? Oder hast du bereits irgendwo anders eine mehrtägige Trekkingtour unternommen? Erzähl uns von deinen Erfahrungen, wir sind gespannt auf deine Erlebnisse!

 

Farina

Frühaufsteherin, Sonnenanbeterin und Weltenbummlerin. Ich fühle mich in der Natur zu Hause, liebe die Tiere und das Meer. Hier findest du mich mit einem Buch in der Hand, mit einer Kokosnuss oder gleich mit beidem. Zu meinen Leidenschaften gehören, das Reisen, gesundes Essen und fremde Orte. Ich liebe die Abwechslung, das Unterwegssein und die Veränderung. Hiervon findest du einiges auf unserem Blog.

2 Comments

  1. Antworten

    Miss Katherine White

    19. Mai 2020

    Ich sehe gerade so viele Blogs und in jedem wird ein neues Reiseziel vorgestellt und jetzt lese ich euren Blog. Ich finde eure Marokko Reise sehr schön und die Fotos sind Atemberaubend.

    LG
    Miss Katherine White
    work – life – balance

    • Steffen

      7. Oktober 2020

      Vielen lieben Dank für deinen Kommentar Katherine. Marokko ist auch ein wunderschönes Land und die Landschaft ist wirklich Atemberaubend.

      Liebe Grüße, Steffen

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