Guten Morgen Regenwald – Wandern im Bako Nationalpark

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Heute ist der ersten Morgen im Bako Nationalpark. „Guten Morgen Regenwald!“, rufe ich und springe aus dem Bett. Gut, ich springe nicht ganz, denn ich liege noch im Bett. Und rufen tue ich auch nicht, eigentlich denke ich das mehr. Aber wenigstens bin ich voller Tatendrang, denn die Sonne scheint mir ins Gesicht. Und das schon eine geraume Weile.

 

Wie schön ist es bitte, morgens im Regenwald aufzuwachen? Im Sonnenschein? Mit tausend Urwaldgeräuschen um sich herum! Ich blinzle zu Steffen hinüber, der noch selig schlummert. „Heute wird ein guter Tag“, lächele ich still in mich hinein, bevor ich Steffen wecke. Steffen macht die Augen auf und wir müssen beide lachen, liegen wir doch in zwei etwas durchgelegenen, wackeligen Betten, von denen eins etwas Schlagseite hat. Halt typisch Regenwaldabenteuer. Vor unserem Fenster gräbt ein Bartschwein gerade den Rasen um, während neben unserer Hütte ein die Sonne anbetender Waran noch sein morgendliches Sonnenbad nimmt.

 

Aber zuerst gibt es Frühstück

Schnell sind wir angezogen und auf dem Weg zum Frühstück in die Kantine des Parks, denn wir haben viel vor. Die noch kühle Morgenluft schlägt uns entgegen und wir sind geblendet von all dem Sonnenschein. Kleine Eidechsen huschen vor uns davon, als wir auf den Holzplanken zum Hauptgebäude entlanglaufen und eine Termitenstraße kreuzt unseren Weg. Natürlich haben wir auch schon gepackt, in Windeseile, denn wir wollen wandern gehen. Wohin? Das überlegen wir gleich. Erst einmal suchen wir uns unser Frühstück von dem aufgebauten Buffet aus.

Ganz frisch sieht es nicht mehr aus, aber wir haben Hunger und schnell sind ein paar Dinge auf unseren Tellern untergebracht. Es gibt Reis, Nudeln und ein wenig Obst, typisch Asien. Wir setzen uns nach draußen an einen der vielen freien Tische und haben einen tollen Blick ins Grüne. Ein paar Bartschweine laufen umher und es ist so idyllisch, wie es nur sein kann mitten im Regenwald, fernab vom Trubel der Stadt.

 

Endlich sehen wir Nasenaffen

Wir schmieden Pläne für den Tag, überlegen, welche Wege wir wandern wollen, ob wir alles eingepackt haben, wie viel Wasser wir für den Tag benötigen und plötzlich sind sie da … Nasenaffen! Direkt vor uns in den Bäumen. Mit langen Beinen und dicken Bäuchen hangeln sie sich durch die Äste. Man erkennt sie sofort mit ihrer riesigen Nase, die wie ein dicker Beutel herunterhängt. Die Weibchen haben kleine, süße Stupsnasen. Aber die Männchen übertreffen sich mit der Größe ihrer auffälligen Nase. Überall zupfen sie kleine Knospen und Triebe von den Bäumen, um sich dann zum nächsten Ast zu hangeln.

Unser Frühstück ist vergessen, die Kamera gepackt und wir stehen staunend unter dem riesigen Baum. Später erfahren wir, dass die Affen meist jeden Morgen zur etwa selben Zeit, zwischen 7 und 9 Uhr, hier vorbeikommen. Ganz gemütlich sind sie unterwegs und gerade zu friedlich untersuchen sie Ast um Ast nach Futter. Zwischendrin ist ein lautes Brummen von einem der Affen zu hören, dann ist wieder Ruhe. Glücklich stehen wir unter dem Baum, bis die kleine Gruppe nach und nach über das Gebüsch das Gelände wieder verlässt. Der Tag hat schon einmal gut angefangen! Wir haben Nasenaffen gesehen! So kann es weitergehen.

 

Bevor wir den Wald betreten, sind wir schon durchgeschwitzt

Wir tragen uns im Hauptgebäude für drei der Wanderwege ein und gehen zurück zu unserer Lodge, um unsere Rucksäcke* zu holen. Nicht, dass wir unbedingt drei Wege an einem Tag laufen würden, aber man weiß ja nie. Gesagt getan, nehmen wir unsere Rucksäcke und sind schon mitten auf dem Weg in den Regenwald. Wir gehen vorbei am Bootsanleger, über einen Plankenweg durch die Mangroven, die jetzt bei Flut komplett im Meer stehen, bis wir über den kleinen Weg direkt in den Wald kommen. Die Wege sind gut ausgeschildert. Weg Nummer 6 ist unsere Wahl, er ist mit am beliebtesten. Und so marschieren wir, dem Hinweisschild folgend, in den Regenwald hinein.

 

Es ist brütend heiß und die Luftfeuchtigkeit extrem hoch, obwohl es noch Morgen ist. Wir schwitzen schon, seitdem wir den Wald betreten haben und schnell sind unsere Klamotten durchweicht. Auf einem Weg voller Wurzeln bewegen wir uns immer weiter durch den Regenwald. Es geht bergauf und irgendwann ändert sich die Vegetation, der Boden wird sandiger, der Wald weniger dicht und die Bäume kleiner. Wir machen eine kleine Pause und trinken unser Wasser, bevor es weitergeht. Die erste Flasche Wasser ist schnell geleert, und durch die Hitze und die körperliche Anstrengung benötigen wir um einiges mehr an Flüssigkeit als normal. Wir gehen weiter und sind auf einer Art Plateau zwischen den Bäumen angekommen. Von nun an geht es nicht mehr bergauf, sondern nur noch gerade aus.

 

Farina macht die Entdeckung des Jahrhunderts

Es sieht wunderschön aus, ein bisschen mediterran, mit kleinen Bäumen und großen Büschen, sehr trocken. Wir kommen an einem Termitenbau vorbei und halten schließlich an einem schmalen Holzweg. Dieser führt direkt in eine riesige Graslandschaft hinein. Ab hier gibt es keine Bäume mehr, eher graugrüne Sträucher. Steffen läuft bereits den Weg entlang, als ich ihn zurückrufe. Ich habe gerade die Entdeckung des Jahrhunderts gemacht! Jedenfalls für mich. Am Wegesrand habe ich sie gefunden. Eine minikleine Kannenpflanze!

Für jeden, der sich jetzt fragt, was zum Teufel eine Kannenpflanze ist: eine Kannenpflanze ist eine fleischfressende Pflanze, die einen schlauchartigen Hohlraum besitzt und ihre Beute – z. B. kleine Insekten – mit einem Duftstoff anlockt. Fliegen die armen Insekten hinein, werden sie von der Pflanze verdaut. Etwas grausam, aber toll sehen sie aus. Steffen zückt die Kamera und so wird die kleine Pflanze von allen Seiten fotografiert. Nun ja, ist ja auch unsere erste Kannenpflanze. Als wir dann den Weg weitergehen, entdecken wir immer mehr Kannenpflanzen. In allen möglichen Größen, von Grün bis Dunkelrot. Hätten wir das mal vorher gewusst.

 

Überall um uns herum zirpt und zwitschert es

Der Weg endet irgendwann. Viele Fotos später und nach einer erneuten Trinkpause, folgen wir dem Pfad, der nun immer weiter bergab führt. Vorbei an Gras- und Buschlandschaften, kleinen Bäumen und lehmigem Boden mit Wasserpfützen. Irgendwann geht es wieder in den Regenwald hinein und wir klettern Wurzel um Wurzel immer tiefer hinab. Wasser sammelt sich zwischen den natürlichen Stufen und so ist es gar nicht so einfach, den Weg hinunter zu kommen.

Habe ich bereits erwähnt, dass auf Wurzeln bergab zu klettern, anstrengend ist? Jedenfalls bei diesen Temperaturen und wir müssen aufpassen, nicht auf den nassen Wurzeln auszurutschen. Trotzdem ist es landschaftlich noch immer wunderschön. Die Geräusche des Regenwaldes um uns herum sind einzigartig, es ist richtig laut im Regenwald und überall um uns herum ist alles am zirpen und zwitschern – mehr Entspannung kann es nicht geben.

 

Der Ausblick ist grandios

Der Weg wird wieder flacher, zieht sich erneut durch ein niedriger bewachsenes Gebiet und wird plötzlich zu einer Felsfläche. Der Fels erinnert uns etwas an Mondgestein, mit ganz vielen Kratern und einer sonst geraden Oberfläche. Alles in dunklem Weinrotgrau, bewachsen von ein paar kleineren Büschen und Sträuchern. Als wir um die nächsten Büsche herumgehen, sehen wir, wo wir sind. Eine Klippe taucht vor uns auf mit einem fantastischen Blick auf das Meer, den Regenwald und einen traumhaft schönen, wilden Strand in der Bucht unter uns. Der Anblick ist atemberaubend schön.

Im Wasser können wir in einiger Entfernung den Kobrafelsen sehen. Er ist das Wahrzeichen des Bako Nationalparks und nennt sich so, da die Form an eine Kobra erinnert. Vom Strand selbst ist er nicht zu sehen, nur hier von dieser Klippe. Wir setzen unsere Rucksäcke ab und machen es uns auf dem Felsen gemütlich. So schön ist es, dass wir beschließen, erst einmal hier zu bleiben. Wir schauen in die Ferne, reden über dies und das und freuen uns über die bezaubernde Natur um uns herum. Hätte mir früher jemand gesagt, dass mich die Natur so begeistern könnte, hätte ich ihn für verrückt gehalten. Heutzutage könnte ich Stunden in ihr verbringen und mich über all die vielen Eindrücke freuen.

 

Wir müssen uns beeilen, um rechtzeitig zurück zu sein

Irgendwie verpassen wir die Zeit. Eigentlich wollten wir noch hinunter zum Strand und auch noch andere Wanderwege laufen, aber ein Blick auf die Uhr zeigt uns, dass wir mittlerweile spät dran sind. Aber so sind wir – manchmal brauchen wir Stunden für Wege, durch die andere nur hindurch hasten. Wir machen Fotos und Entdeckungen und wir leben in und für diese Momente. Und so ist es uns nicht so wichtig, dass wir an diesem Tag nur einen Weg gesehen haben. Diesen haben wir dafür mit umso mehr Leben gefüllt.

Der Rückweg geht umso schneller. Wir hasten die Wege entlang und joggen kürzere Strecken. Schließlich müssen wir um 17 Uhr zurück am Hauptquartier des Parks sein, damit kein Suchkommando losgeschickt wird, um uns Vermisste einzusammeln. So haben wir gleich ein kleines Sportprogramm mit bei unserem Ausflug inklusive. Erst fluche ich, aber als wir uns dem Hauptquartier auf absehbare Distanz nähern, lachen wir beide. Von nun an sind es noch zwanzig Minuten und wir liegen wieder gut in der Zeit. Komisch, wie man Stunden für einen Weg brauchen kann und zurück so rasend schnell ist, wenn man etwas zügiger unterwegs ist. Aber gut, dass wir uns so beeilt haben, denn der Himmel zieht sich langsam zu.

Die Regenschauer kommen zu dieser Jahreszeit schnell und heftig. Und wenn es einmal angefangen hat, in den Tropen zu regnen, hört es erst einmal nicht mehr auf. Wir kommen wieder am Bootsanleger vorbei, die Stimmung ist mit den aufziehenden Wolken ganz besonders. Es wird kühl, der Wind nimmt zu und gleichzeitig ist es so friedlich und ruhig hier. Wir halten einen Moment inne und laufen dann die letzten Meter passend mit dem beginnenden Regen zum Hauptquartier zurück, gerade rechtzeitig um uns von unserer Tour auszutragen.

 

Warst du schon einmal wandern im Regenwald? Welche besonderen Momente hast du dort erlebt oder an welchen Ort im Regenwald würdest du gerne reisen? Schreibe uns deine Erfahrungen gerne in die Kommentare und lass uns teilhaben!

 


Wenn du Informationen zum Bako Nationalpark sucht, schau dir unseren dazu Beitrag an:


Der Bako Nationalpark – alle Infos für dein Abenteuer

 

 


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Farina

Frühaufsteherin, Sonnenanbeterin und Weltenbummlerin. Ich fühle mich in der Natur zu Hause, liebe die Tiere und das Meer. Hier findest du mich mit einem Buch in der Hand, mit einer Kokosnuss oder gleich mit beidem. Zu meinen Leidenschaften gehören, das Reisen, gesundes Essen und fremde Orte. Ich liebe die Abwechslung, das Unterwegssein und die Veränderung. Hiervon findest du einiges auf unserem Blog.

4 Comments

  1. Antworten

    Carmen

    12. Dezember 2018

    Das sind wirklich wunderschöne Eindrücke. Gerade die Nasenaffen hätten mir auch gefallen. Ich finde Affen allgemein super interessant, vor allem wenn man sie in Asien “einfach auf der Straße” trifft.

    Liebste Grüße,
    Carmen <3

    • Farina

      28. Januar 2019

      Liebe Carmen,

      da hast du Recht. Es ist jedes Mal spannend, wenn einem Affen begegnen. Wir können uns da auch nicht satt dran sehen. Und wenn es dann noch solch besonderen Affen sind, ist das natürlich ein richtiges Highlight. Wir fanden schon die Hanuman-Languren in Sri Lanka so toll, aber Orang-Utans und Nasenaffen auf Borneo waren etwas ganz besonderes.

      Liebste Grüße,

      Farina

  2. Antworten

    Jana

    12. Dezember 2018

    Wow, was Ihr alles schon gesehen habt! Ich hab ja leider furchtbare Flugangst, weshalb ich lieber mit Bus oder Bahn verreise, aber da kommt man halt nicht so schnell zu solch spannenden Orten! Im Regenwald aufwachen, würde ich auch gern mal!

    Liebe Grüße
    Jana

    • Farina

      28. Januar 2019

      Hallo Jana,

      lieben Dank! Der Regenwald ist so schön und es gibt dort so viel zu erleben. Wie schade, dass du Flugangst hast. Mit Bus und Bahn kommt man auch schon eindrucksvolle Orte. Aber klar, ganz weit kann man dann nicht so ohne weiteres Reisen. Vielleicht überwindest du dich ja noch mal irgendwann 🙂

      Liebe Grüße,

      Farina

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